Heute zeige ich dir, wie ich eine Anzugshose kürze. Da mein Schatz gerne Anzugshosen trägt, kam ich schon öfter in den Genuss solche Hosen zu kürzen. Als Vorlage nehme ich eine Hose, die ihm von der Länge her sehr gut passt und ich achte darauf, dass sie vom Schnitt her ähnlich ist.
Folgende Arbeitsmittel kommen zum Einsatz:
- Maßband, Handmaß
- Kreide(stift) (ich komme sehr zu recht mit Buntstifte in weiß
- Nahttrenner
- Bügeleisen
- Stofftuch zum Bügeln
- Stecknadeln
- Fadenschere
- Nähmaschine
- Nähfaden in entsprechender Farbe
- Zick-Zack Schere
- Nähnadel für die Handarbeit
Schritt 1 – Länge des Saums ermitteln
Damit es am Ende aussieht, wie gekauft, schaue ich mir zuallererst einmal die Verarbeitung des Saums an. Ich sehe, dass hier mit einem Zick-Zack-Abschluss gearbeitet und ein maschineller Hohlsaumstich verwendet wurde. Somit benötige ich für diese Verarbeitung keine Overlock-Maschine. Der Saumumschlag innen ist 5 cm hoch. Diese Informationen benötige ich später.
Schritt 2 – Nähte auftrennen
Nun kommt der Nahttrenner zum Einsatz. Zuerst trenne ich die Hohlsaumnaht auf. Danach müssen die beiden Nähte, die das Stoßband mit dem Stoff verbinden, aufgetrennt werden. Alles mit Vorsicht. Ich will ja keine Löcher in der Hose. Vor allem bei Anfang und Ende des Stoßbandes muss ich sehr aufpassen, da dies schnell und leicht franst und dann hat man beim Anbringen des Stoßbandes Probleme.
Schritt 3 – Form ausbügeln
Jetzt muss das Bügeleisen her. Ich lege das Hosenbein schön glatt gestrichen auf mein Bügelbrett und verlängere beim Bügeln die Bügelfalten bis ans Ende der Hose. Auch die Stoßbänder bügle ich noch glatt.
Wichtig! Ich arbeite hier auf der Vorderseite des Stoffes. Damit keine Bügelglanzflecken auf der Anzugshose entstehen, verwende ich ein Stofftuch, auf dem ich bügle. Niemals wird direkt auf dem Anzugsstoff gebügelt.
Schritt 4 – Hosenlänge anpassen
Als Nächstes lege ich die Hose mit der optimalen Länge schön glatt. Hier mal das rechte Bein.
Da die Länge der Hose vom Schritt weg passen muss, setze ich die Hose, die gekürzt werden muss, genau bei der Schrittnaht an. Hier kommt eine Stecknadel zum Einsatz, mit der ich die beiden Hosen miteinander verbinde. Der inneren Bügelfalte entlang setze ich noch zwei bis drei weitere Stecknadeln ein. Dann kommt noch eine Stecknadel in der Mitte des hinteren Hosenbunds zum Einsatz. Diese verbinde ich genau mit der Mitte des Hosenbundes der Vorlagen-Hose.
Es geht weiter mit dem Hosenbundvergleich. In meinem Fall sind die Hosenbunde ident. Ist dies nicht der Fall muss man genau schauen, ob der Bund etwas höher oder niedriger gelegt werden muss.
Wenn diese ersten Arbeiten erledigt sind und die Hose so gut wie möglich glatt liegt, dann schlage ich den Hosensaum nach innen. Ist die Länge dann angepasst, befestige ich den nach innen gelegenen Stoff mit den Stecknadeln außen.
Das zweite Bein darf natürlich auch nicht fehlen.
Da ich die Stecknadeln außen gesetzt habe, könnte der zukünftige Hosenbesitzer die Hose jetzt zur Probe anziehen. Somit wäre ein Nachbessern noch möglich.
Schritt 5 – Hosensaum vorbügeln
Damit das Feststecken und Festnähen vom Stoßband etwas leichter ist, muss ich den Hosensaum vorher noch in Form bügeln. Dafür drehe ich die Hose auf links und lege sie dann auf dem Bügelbrett zurecht. Ich lege das Stofftuch in das Hosenbein und bügle dann den Saum rundherum, um ein schönes Hosensaumende zum Weiterarbeiten zu haben. Die Hose drehe ich dann wieder auf rechts.
Schritt 6 – Stoßband feststecken
Stoßband anlegen und mit Stecknadeln feststecken ist als nächster Schritt dran.
Ein paar Dinge, die ich beachten muss:
- Die Stecknadelrichtung, da ich nachher beim Nähen die Stecknadeln nacheinander rausziehe. Wenn der Kopf dann zur Nähmaschine zeigt, ist das nicht sehr günstig.
- Die Stecknadel darf nur das Stoßband und den innen umgelegten Stoff zusammenhalten.
- Den Außenstoff darf ich nicht mitbefestigen.
- Das Stoßband soll 1 bis 2 mm über der Saumlinie sein.
- Das Ende des Stoßbandes soll leicht überlappend mit dem Anfang des Stoßbandes sein.
Dann hole ich den innenliegenden Stoff wieder heraus und es geht ab zur Nähmaschine.
Schritt 7 – Stoßband mit der Nähmaschine annähen
Ich beginne dort zu nähen, wo Anfang und Ende des Stoßbandes zusammentrifft. Ich nähe ein paar Nähte vor und ein paar Nähte zurück, damit die Anfangsnaht vernäht ist. Die Naht nähe ich langsam rund um das Hosenbein und währenddessen entferne ich schrittweise die Stecknadeln. Am Ende der Runde nähe ich zum Vernähen wieder ein paar Stiche rückwärts und vorwärts.
Und das ganze dann nochmal mit der zweiten Naht (nur ohne Stecknadeln). Hier muss ich den Stoff während ich nähe immer gut halten bzw. zurechtlegen. Also aufpassen, dass es nicht verrutscht. Wobei die erste Naht dabei schon eine große Hilfe ist.
Das ganze passiert natürlich auch mit dem zweiten Hosenbein.
Schritt 8 – Hosenlänge zuschneiden
Hier arbeite ich mit meinem Handmaß. Ich will, dass der Innensaum 5 cm hoch ist. Somit zeichne ich die 5 cm mit meinem (Kreide)stift rund um den Hosensaum an. Mit der Zick-Zack-Schere schneide ich dann den Stoff rund um das Hosenbein ab. Mir ist es schon einmal passiert, dass ich am unteren Teil mehr weggeschnitten habe, als ich wollte. Daher schneide ich in diesem Fall „einlagig“. Dies mache ich dann natürlich auch wieder mit dem zweiten Hosenbein.
Schritt 9 – Hosensaum in Form bügeln
Den Saum schlage ich nach innen und dann gehts wieder zum Bügeln. Mit dem Bügeleisen und meinem Stofftuch bringe ich die Hosenbeine wieder in Form.
Schritt 10 – Hohlsaumstich nähen mit der Hand
Abschließend nähe ich mit einem Hohlsaumstich den innenliegenden Saum an das Hosenbein. Bei diesem Stich ist die Naht außen nicht sichtbar. Wichtig ist hier, dass man beim Außenstoff immer nur 1 bis maximal 2 Gewebefäden mitnäht.
Zum Schluß wird noch einmal gebügelt.
Fertig – Das Kürzen der Anzugshose ist vollbracht
Es gibt sicher schnellere Varianten zum Hosen kürzen. Ich mag es jedoch, wenn es bei Fertigstellung so aussieht, als wäre keine Kürzung passiert und es so nah wie möglich am Original ist.
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